Die Geschichte unseres Corps

Die Gründung:
Budissa wurde am 6. August 1859 in Dresden noch unter dem Namen Harmonia gegründet. Bereits im Jahr 1861 benannte sich die Verbindung in Landsmannschaft Hercynia um. 1863 erfolgte der Umzug nach Leipzig und der erneute, bis heute bestehende Namenswechsel zu „Budissa“. Das latinisierte Budissa wurde in Anlehnung an den wendischen (sorbischen) Namen für Bautzen (Budyšin) gewählt, da ein Großteil der Mitglieder der ca. 1848 gegründeten Bautzner Schülerverbindung Budissa in die Landsmannschaft eintrat. Unsere Verbindungsfarben Tiefblau, Gold und Weiß basieren auf den Stadtfarben von Bautzen, Blau und Gold.

Corpshaus in der Marienstraße 31 in Leipzig

Corpshaus bis zum 2. Weltkrieg in der Marienstraße 31 in Leipzig

Zunächst schloss sich Budissa dem Coburger Landsmannschafter Convent an (1874) und wechselte dann im Jahr 1899 in den Kösener Senioren-Convents-Verband, einem der beiden Dachverbände der Corps (der andere ist der Weinheimer Senioren Convent WSV).

Das Corps zur Zeit des Dritten Reichs bis 1935:
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die Corps – wie auch alle anderen Studentenverbindungen – gezwungen, sich von ihren jüdischen Corpsbrüdern zu trennen. Nur wenige Corps wahrten die corpsstudentischen Grundsätze wie Bekennermut, Lebensbundprinzip und Toleranz und verweigerten die Umsetzung der Anordnung. Die übrigen Corps schlossen zumeist ihre jüdischen Mitglieder aus, bestenfalls in der Hoffnung, ihre Gemeinschaft dadurch zu retten und schlimmstenfalls aus Überzeugung.

Als Spiegelbild der deutschen Gesellschaft jener Zeit gab es bei Budissa sowohl Corpsbrüder, die in der NS-Bewegung engagiert und vereinzelt später im Offiziersrang an Verbrechen des NS-Regimes beteiligt waren, als auch viele Mitglieder, die dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüberstanden.

Auch im Widerstand waren Mitglieder von Corps maßgeblich beteiligt und bezahlten den Kampf für ihre Überzeugungen und Werte mit dem Leben.

Das nicht den corpsstudentischen Grundsätzen entsprechende Verhalten auch von Mitgliedern unseres Corps in dieser dunkelsten deutschen Dekade und in der nach dem Krieg größtenteils ausgebliebenen Aufarbeitung ist damals wie heute nicht mit unseren Prinzipien vereinbar. Die Erfahrungen der Geschichte sind für unsere heutigen Corpsbrüder – Mahnung und Lehre zugleich, dass die corpsstudentischen Prinzipien und Werte stets einer kraftvollen Verinnerlichung und Verteidigung, zuweilen auch gegen den Zeitgeist, bedürfen.

Die Zeit von 1935-1984:
Wie bei allen Verbindungen wurde der offizielle Aktivenbetrieb nach dem Verbot Hitlers eingestellt. Viele Corpsbrüder ließen im darauffolgenden Krieg ihr Leben. Das Corpshaus in Leipzig in der Marienstraße wurde zerstört.

Nach dem Krieg blieben in Ostdeutschland Studentenverbindungen verboten. So konnte auch der Aktivenbetrieb der Budissa in Leipzig nicht wieder aufgenommen werden. Budissa wurde als „Traditionsband“ im Rahmen eines Patenschaftsvertrags mit dem befreundeten Corps Makaria-Guestphalia Würzburg weitergeführt. Der Verband Alter Herren der Budissa wurde dem der Makaria-Guestphalia assoziiert.

Corpshaus des Corps Budissa in der Schmiedgasse 4 in Passau

Unser aktuelles Corpshaus in der Schmiedgasse 4 in Passau

Unser Corps ab 1984 in Passau:
Im Jahr 1984 wurde unser Corps in Passau – nachdem es 50 Jahre zuvor den Aktivenbetrieb einstellen musste – rekonstituiert. Dank einiger jung gebliebener Alter Herren, die noch in Leipzig aktiv gewesen waren und Dank der Unterstützung in Passau lebender Mitglieder anderer Corps war ein Neubeginn möglich. Seit dem hat sich unser Corps zu einer starken Gemeinschaft mit mehr als 160 Corpsbrüdern entwickelt. Im Jahr 1991 bezogen wir den vorher umgebauten und renovierten ehemaligen „Gasthof zur Blauen Taube“ aus dem Jahr 1631 in der Innstadt. Die Blaue Taube ist seitdem das Zuhause unseres vielfältigen Corps-Lebens.

Wir sind uns der vorab beschriebenen Vergangenheit bewusst. Wir haben seit der Rekonstitution eine Wertegemeinschaft gegründet, die den Strömungen von Teilen der Budissa der 20er und 30er Jahre diametral entgegen steht. Wir stehen fest zur demokratischen Staatsform, zur Toleranz gegenüber anderen Nationalitäten, Menschen unterschiedlicher politischer Überzeugungen, unterschiedlicher Hautfarbe, Menschen anderen Glaubens und verschiedener sexueller Orientierung.

Dies zeigt sich anhand der seit 1984 bei uns aktiv gewordenen Corpsbrüder. Sie stehen für die Vielfalt des Lebens, sind unterschiedlicher nationaler Herkunft, unterschiedlicher (demokratischer) politischer Meinung, unterschiedlicher Hautfarbe und unterschiedlicher sexueller Orientierung. Wir haben uns den gleichen, von allen akzeptierten Werten verschrieben. Unsere Rezeptionsformel, die elementarer Bestandteil der Aufnahme-Zeremonie eines jeden Mitglieds in unsere Gemeinschaft ist, steht für die gelebten Werte unserer Gemeinschaft.